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Naturgefahrenbulletin des Bundes

Ausgabedatum: Freitag, 12. Juli 2024 11:30 Uhr
Nächste Information: Samstag, 13. Juli 2024 11:00 Uhr

Intensive gewittrige Niederschläge mit Schwerpunkt auf der Alpensüdseite und in Graubünden Mässige Hochwassergefahr an zahlreichen Flüssen. 

Bis am Freitagabend werden auf der Alpensüdseite und im angrenzenden Graubünden intensive gewittrige Niederschläge erwartet. In Teilen Mittelbündens und im Oberengadin muss mit Niederschlagsmengen von 50 bis 100 mm, auf der Alpensüdseite mit 80 bis 150 mm gerechnet werden. Rhein, Rhone, Inn, Ticino und Urner Reuss werden weiterhin mit Gefahrenstufe 2 (mässige Hochwassergefahr) bewarnt. Für den Lago di Lugano und den Brienzersee wird eine Warnung ausgegeben. Am Bodensee gilt immer noch die Gefahrenstufe 3 (erhebliche Hochwassergefahr).  
Prozess Stufe Betroffene Gebiete von bis
Gewitter 4 Alpensüdseite 12.07.24, 06 Uhr 13.07.24, 00 Uhr
Hochwasser 3 Bodensee 10.07.24, 11 Uhr 15.07.24, 11 Uhr
Regen 3 Bivio-Avers, Lugnez-Valsertal, Rheinwald, Riein-Safiental, San Moritz, Savognin, Schams, Val Medel-Sumvitg 12.07.24, 00 Uhr 13.07.24, 00 Uhr
Hochwasser 2 Rhein-Neuhausen 08.07.24, 11 Uhr 15.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 2 Alpenrhein, Hochrhein , Inn , Rhone , Ticino , Urner Reuss 12.07.24, 08 Uhr 14.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 2 Brienzersee, Genfersee, Lago di Lugano 12.07.24, 11 Uhr 15.07.24, 11 Uhr

Wetter  (Stand: 12.07.2024, 11:30 Uhr)

Aktuelle Situation

Auf der Vorderseite eines Tiefs fliesst seit Donnerstagnachmittag aus Südwesten feuchte und instabil geschichtete Luft zum Alpenraum.

Zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen fielen in in den Alpen meist 5 bis 30 mm Niederschlag, wobei aufgrund des konvektiven Charakters die Niederschlagsmengen kleinräumig grösser Unterschiede aufwiesen. Am meisten Regen fiel Südtessin mit lokal 30 bis 70 mm. In der Nacht auf Samstag überquert die Kaltfront die Alpennordseite, danach erfolgt aus Westen eine Wetterberuhigung.

Prognose

Bis in der Nacht auf Samstag ist verbreitet mit kräftigen Schauern und Gewitter zu rechnen. Die grössten Niederschlagsmengen werden auf der Alpensüdseite sowie im Oberengadin und einigen Regionen Mittelbündens erwartet. Vom Valser Tal, über die Regionen des Hinterrheins bis ins Oberengadin ist mit Niederschlagsmengen von 50 bis 80 mm, im Oberengadin lokal sogar bis 100 mm zu rechnen. Auf der Alpensüdseite werden gebietsweise 80 bis 150 mm erwartet. Durch eingelagerte Gewitter sind insbesondere auf der Alpensüdseite grosse Niederschlagsmengen von teils über 30 bis 50 mm innert einer Stunde möglich. Die Schneefallgrenze liegt zunächst um 3800 Meter und sinkt bis Freitagabend gegen 3400 Meter.

Fliessgewässer und Seen  (Stand: 12.07.2024, 11:30 Uhr)

Aktuelle Situation

In den Alpen sorgte die intensive Schneeschmelze in den letzten Tagen für hohe Abflüsse. Somit führen der Alpenrhein und die Rhone viel Schmelzwasser. Die Wasserstände von Boden- und Genfersee sind deshalb nur sehr langsam zurückgegangen. Der Pegel des Bodensees befindet sich im oberen Bereich der Gefahrenstufe 3 (erhebliche Hochwassergefahr). Der Ausfluss aus dem Bodensee befindet sich immer noch in der Gefahrenstufe 2 (mässige Hochwassergefahr). Beim Genfersee liegt der Wasserstand in der Gefahrenstufe 2 (mässige Hochwassergefahr).

 

Prognose

Die kräftigen Gewitter, die in der Nacht auf Freitag eingesetzt haben, lassen die bereits erhöhten Pegel der Flüsse vom Wallis über das Gotthardgebiet bis ins Bündnerland sowie im Tessin markant ansteigen. Zudem wirken die wassergesättigten Böden, die intensive Schneeschmelze sowie die sehr hohe Schneefallgrenze als abflussverstärkende Faktoren.

Rhein, Rhone, Inn, Ticino und Urner Reuss werden weiterhin mit Gefahrenstufe 2 (mässige Hochwassergefahr) bewarnt. Am Hochrhein gilt ebenfalls die Gefahrenstufe 2. Die Abflüsse am Inn und am unteren Teil der Rhone könnten punktuell sogar die Gefahrenstufe 3 erreichen. Am Brienzersee und dessen Ausfluss ist mit steigenden Pegeln zu rechnen. Sie werden deshalb neu mit der Gefahrenstufe 2 bewarnt. Mit dem Anstieg des Wasserstands am Bodensee könnte vorübergehend die Schwelle zur Gefahrenstufe 4 (grosse Gefahr) überschritten werden. Die Aare in Bern, die Emme, die Thur und weitere Flüsse auf der Alpennordseite werden zwar ansteigen, dürften jedoch gemäss aktuellen Prognosen keine Gefahrenstufe erreichen. Ein punktuelles Erreichen einer Gefahrenstufe an diesen Fliessgewässern ist aber nicht auszuschliessen.

Im Tessin ist mit einem raschen Anstieg der Abflüsse der kleinen und mittelgrossen Flüsse und Bäche zu rechnen. Am Freitag steigt der Pegelstand des Lago di Lugano. Er wird deshalb neu mit der Gefahrenstufe 2 bewarnt.

Die regionalen Warnungen für kleine und mittlere Fliessgewässer werden auf die Regionen der Alpennordseite ausgedehnt.

Station Gefahrenstufe Maximum Zeitpunkt Maximum
Brienzersee - Ringgenberg 2 564.6 - 564.7 m ü. M. 13.07.24, 00 Uhr - 00 Uhr
Inn-Martina 2 250 - 350 m³/s 12.07.24, 18 Uhr - 13.07.24, 12 Uhr
Lago di Lugano - Melide 2 270.9 - 271.1 m ü. M. 13.07.24, 00 Uhr - 00 Uhr
Reuss-Seedorf 2 200 - 350 m³/s 12.07.24, 18 Uhr - 13.07.24, 06 Uhr
Rhein-Diepoldsau 2 800 - 1500 m³/s 12.07.24, 18 Uhr - 13.07.24, 12 Uhr
Rhein-Rheinfelden 2 2400 - 2800 m³/s 12.07.24, 18 Uhr - 13.07.24, 12 Uhr
Rhône-Branson 2 500 - 700 m³/s 12.07.24, 18 Uhr - 13.07.24, 06 Uhr
Ticino-Bellinzona 2 500 - 800 m³/s 12.07.24, 18 Uhr - 13.07.24, 06 Uhr

Massenbewegungen  (Stand: 12.07.2024, 11:30 Uhr)

Aktuelle Situation

Die Böden sind bereits feucht.

Prognose

Es werden Gewitter und Starkniederschläge erwartet. Bei hoher Niederschlagsintensität können Rutschungen und Murgänge im Alpenraum auftreten. Die nassen Böden und die prognostizierten Niederschläge ergeben eine höhere Disposition für das Tessin, Graubünden und die umliegenden Gebiete. Die Zugbahnen der Gewitter sind für die Auslösung von Rutschungen und Murgängen entscheidend.