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Naturgefahrenbulletin des Bundes

Ausgabedatum: Sonntag, 7. Juli 2024 18:00 Uhr
Nächste Information: Montag, 8. Juli 2024 11:00 Uhr

In den Alpen anhaltende Hochwassergefahr 

Ein weiterer Anstieg der Abflüsse wird v.a. an Ticino, Inn und Alpenrhein erwartet. Basierend auf aktualisierten Vorhersagen wurden die Gefahrenstufen an Inn und Rhone am Samstagabend erhöht. Die bestehenden Warnungen bleiben erhalten, Entwarnungen werden voraussichtlich am Montag erfolgen.  
Prozess Stufe Betroffene Gebiete von bis
Hochwasser 4 Bodensee 12.06.24, 11 Uhr 10.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 4 Inn 06.07.24, 18 Uhr 08.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 3 Rhein-Neuhausen 23.06.24, 11 Uhr 10.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 3 Rhone 06.07.24, 18 Uhr 08.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 2 Genfersee, Reuss-Luzern, Vierwaldstättersee 20.06.24, 11 Uhr 10.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 2 Aare zwischen Brienzer- und Thunersee, Brienzersee 29.06.24, 11 Uhr 10.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 2 Aare unterhalb Thunersee, Thunersee 06.07.24, 18 Uhr 10.07.24, 11 Uhr
Hochwasser 2 Alpenrhein, Arve, Rhein-Rekingen, Ticino 06.07.24, 18 Uhr 08.07.24, 11 Uhr

Wetter  (Stand: 07.07.2024, 18:00 Uhr)

Aktuelle Situation

Im Verlaufe des Wochenendes hat eine ausgedehnte Tiefdruckzone über Mitteleuropa aus Südwesten feuchte und instabile Luft zur Schweiz gesteuert. Zwischen Samstagabend und Sonntag blieb die zum Tief gehörende Kaltfront über dem Alpenraum stationär. Die Alpensüdseite lag auch am Sonntag noch in der feuchten und instabilen Luftmasse. In den letzten Stunden hat jedoch die Feuchtezufuhr nachgelassen.

Südlich der Alpen haben die Niederschläge am Samstagmorgen als schwache Schauer begonnen, im Tagesverlauf hat die Niederschlagsintensität zugenommen. Zwischen Samstagmorgen und Sonntagnachmittag sind im Südtessin - der am stärksten betroffenen Region - zwischen 80 und 200 mm Niederschlag gefallen. Die grössten Mengen wurden dabei im Mendrisiotto mit bis 230 mm aufgezeichnet. In dieser Region ist die Niederschlagsintensität ausserordentlich hoch gewesen, wobei Stundensummen von über 50 mm gemessen wurden. 

Im Misox sind im gleichen Zeitraum zwischen 70 und 80 mm, im Bergell 90 bis 110 mm und im Mitteltessin 50 bis 100 mm Niederschlag gefallen. Deutlich weniger Niederschlag fiel im nördlichen Tessin mit 20 bis 50 mm. Die Niederschläge betrafen auch das Oberengadin, wo 45 bis 65 mm aufgezeichnet wurden, und Mittelbünden mit 60 bis 80 mm.

Im Chablais und Unterwallis fielen innert 12 Stunden 25 bis 30 mm, im übrigen Wallis meist 15 bis 20 mm, im Oberwallis etwa 10 mm. 

Prognose

Die Niederschläge haben sich nun in allen Regionen abgeschwächt. Obwohl südlich der Alpen am Sonntagabend und in der Nacht auf Montag örtlich noch einige Schauer oder Gewitter möglich sind, werden alle Warnungen aufgehoben.

Fliessgewässer und Seen  (Stand: 07.07.2024, 11:00 Uhr)

Aktuelle Situation

Basierend auf aktualisierten Vorhersagen wurden die Gefahrenstufen an Rhone und Inn am Samstagabend erhöht.

In den von Niederschlägen betroffenen Regionen zeigen kleine und mittlere Fliessgewässer zum Teil markante Abflussanstiege. An grossen Fliessgewässern sind die Reaktionen der Abflüsse bisher moderat.

Der Wasserstand am Bodensee hat sich seit Samstagmorgen kaum verändert, liegt aktuell an der Grenze zwischen Gefahrenstufen 3 und 4. Auch die Wasserstände an Genfer-, und Vierwaldstättersee haben sich nur wenig verändert. Die Pegel liegen hier im Bereich der Gefahrenstufe 2 bzw. unterhalb Gefahrenstufe 2. Die Wasserstände an Brienzer- Thunersee sind leicht angestiegen, liegen aktuell aber unterhalb der Gefahrenstufe 2.

Der Ausfluss des Bodensees am Rhein in Neuhausen befindet sich im oberen Bereich der Gefahrenstufe 2. Die Ausflüsse des Brienzersees an der Aare in Ringgenberg und des Vierwaldstättersees an der Reuss in Luzern liegen aktuell unterhalb Gefahrenstufe 2.

Prognose

Die vorhergesagten Niederschläge werden, im Zusammenhang mit der Schneeschmelze und den bereits gesättigten Böden, vor allem im Tessin, im Engadin und im Einzugsgebiet des Alpenrheins zu weiteren Anstiegen der Abflüsse führen. Die bestehenden Warnungen werden aufrechterhalten.

An der Rhone werden die Abflüsse ihr Maximum bis Sonntagnachmittag erreichen. Am Inn werden die maximalen Abflüsse zwischen Sonntag- und Montagmittag erwartet. Abflüsse innerhalb der Gefahrenstufe 4 sind möglich. Am Alpenrhein werden die maximalen Abflüsse für Sonntagnacht erwartet, sie werden möglicherweise im unteren Bereich der Gefahrenstufe 2 liegen.

Station Gefahrenstufe Maximum Zeitpunkt Maximum
Bodensee (Obersee) - Romanshorn 4 397.15 - 397.25 m ü. M. 08.07.24, 00 Uhr - 09.07.24, 12 Uhr
Bodensee (Untersee) - Berlingen 4 396.8 - 396.85 m ü. M. 08.07.24, 09 Uhr - 09.07.24, 12 Uhr
Inn-Martina 4 400 - 500 m³/s 07.07.24, 11 Uhr - 08.07.24, 11 Uhr
Lac Léman - St - Prex 2 372.40 - 372.43 m ü. M. 07.07.24, 10 Uhr - 08.07.24, 12 Uhr
Rhein-Diepoldsau 2 900 - 1200 m³/s 07.07.24, 12 Uhr - 23 Uhr
Ticino-Bellinzona 2 400 - 750 m³/s 07.07.24, 10 Uhr - 18 Uhr

Massenbewegungen  (Stand: 06.07.2024, 11:00 Uhr)

Aktuelle Situation

Die Böden sind in den Unwettergebieten bereits gesättigt.

Prognose

Am Wochenende werden Gewitter und Starkniederschläge erwartet. Bei hoher Niederschlagsintensität können Rutschungen und Murgänge im Alpenraum auftreten. In der Südost- und Südschweiz werden auch am Sonntag hohe Niederschlagsintensitäten erwartet. Die nassen Böden, die Vorgeschichte und die prognostizierten Niederschläge ergeben am Sonntag eine höhere Disposition für das Tessin, den Kanton Graubünden und die umliegenden Gebiete. Die Zugbahnen der Gewitter sind für die Auslösung von Rutschungen und Murgängen entscheidend.