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Naturgefahrenbulletin des Bundes

Ausgabedatum: Freitag, 30. Juli 2021 11:00 Uhr
Nächste Information: Samstag, 31. Juli 2021 11:00 Uhr

Starker Regen zentrale und östliche Alpen sowie Alpensüdseite. Mässige Hochwassergefahr an Seen in der Schweiz. 

Zwischen Samstagmittag und Sonntagabend werden in den zentralen und östlichen Alpen Niederschlagsmengen von 30 bis 60 mm erwartet, auf der Alpensüdseite ist örtlich sogar mit 80 bis 120 mm zu rechnen. Es herrscht mässige Hochwassergefahr an Seen in der Schweiz. Ab Freitagnachmittag steigt die Hochwassergefahr auch an den Flüssen wieder an.  
Prozess Stufe Betroffene Gebiete von bis
Hochwasser 3 Zihlkanal 19.07.21, 12 Uhr 04.08.21, 12 Uhr
Hochwasser 3 Aare von Bielersee bis Mündung Emme 30.07.21, 12 Uhr 04.08.21, 12 Uhr
Regen 3 Östliches und südliches Tessin, Misox, Bergell, Puschlav, Münstertal, Oberengadin 31.07.21, 12 Uhr 01.08.21, 12 Uhr
Regen 3 Nord- und Mittelbünden, zentraler Alpennordhang, östlicher Alpennordhang 31.07.21, 15 Uhr 01.08.21, 18 Uhr
Hochwasser 2 Aare unterhalb Einmündung Emme, Bodensee, Canal de la Broye, Murtensee, Rhein von Bodensee bis Mündung Thur , Rhone von Genfersee bis Chancy 19.07.21, 12 Uhr 04.08.21, 12 Uhr
Hochwasser 2 Lago di Lugano, Neuenburgersee 30.07.21, 12 Uhr 04.08.21, 12 Uhr

Wetter  (Stand: 30.07.2021, 11:00 Uhr)

Aktuelle Situation

Heute Freitag wird aus Südwesten wieder zunehmend feuchte und instabile Luft zur Schweiz geführt. Daher ist verbreitet mit teils kräftigen Schauern und Gewittern zu rechnen. Vor allem den Voralpen entlang sind gebietsweise grössere Niederschlagsmengen möglich. Morgen Samstag kommt es am Vormittag zu einer kurzen Wetterberuhigung.

Prognose

Ab morgen Samstagmittag fliesst mit südwestlichen Höhenwinden sehr feuchte Luft zur Alpensüdseite und zu den Alpen. Gleichzeitig erreicht aus Westen eine Kaltfront die Alpennordseite. Damit ist in den Alpen mit kräftigen Niederschlägen zu rechnen. Dabei sind vom Berner Oberland über die Zentralschweiz und das Glarnerland bis zum Alpstein sowie in Nord- und Mittelbünden mit 30 bis 60 mm Niederschlag zu rechnen. Der grösste Teil dieser Mengen fällt innert nur 12 Stunden zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen. Diese Gebiete werden deshalb mit der Stufe 3 bewarnt. Im gleichen Zeitraum werden auf der Alpensüdseite sowie im Oberengadin und im Münstertal verbreitet 50 bis 70 mm, im östlichen und südlichen Tessin sowie den Bündner Südtälern Misox, Bergell und Puschlav sogar 80 bis 120 mm erwartet. Hier fällt der Hauptteil der Niederschläge, welche im übrigen von kräftigen Gewittern durchsetzt sind, zwischen Samstag Mitternacht und Sonntagmorgen. Für die obgenannten Gebiete wird mit Ausnahme des westlichen Tessins - wo höhere Warnlimiten gelten - die Stufe 3 ausgegeben.

Für das Unterwallis, die Waadltänder und Freiburger Voralpen, das westliche Berner Oberland sowie die nördlich an den zentralen und östlichen Alpennordhang unmittelbar angrenzenden Gebiete, das Unterengadin und das westliche Tessin wird die Warnstufe 2 für Regen ausgegeben.   

Fliessgewässer und Seen  (Stand: 30.07.2021, 11:00 Uhr)

Aktuelle Situation

Aufgrund der weitgehend trockenen Witterung von Donnerstag bis Freitagmorgen sind die Wasserstände der bewarnten Seen weiter gesunken. Der Pegel des Neuenburgersees ist am Donnerstagabend unter die Grenze zur Gefahrenstufe 3 gesunken. Somit liegen am Freitagmorgen die Pegel von Neuenburger-, Murten- und Bodensee (Obersee) in der Gefahrenstufe 2. Durch den relativ hohen Unterschied der Wasserstände zwischen Neuenburgersee und Bielersee ist der Abfluss im verbindenden Zihlkanal weiterhin sehr hoch. Der regulierte Abfluss der Aare aus dem Bielersees wird nach wie vor auf einem hohen Niveau gehalten, ohne dabei flussabwärts gelegene Gebiete zu gefährden. Für die Aare zwischen Bielersee und Einmündung der Emme gilt neu die Gefahrenstufe 3 (vorher Gefahrenstufe 4). Weiter flussabwärts gilt die Gefahrenstufe 2 neu nur noch bis zur Mündung der Reuss.

Auch die Abflüsse aus Genfersee und Bodensee sind weiterhin hoch (Gefahrenstufe 2). Der Wasserstand des Lago di Lugano ist seit Mittwochabend relativ konstant geblieben und liegt am Freitagmorgen rund 7 cm unterhalb der Gefahrenstufe 2.

Prognose

Die gewittrigen Niederschläge können ab Freitagnachmittag die Abflüsse in kleinen und mittleren Gewässern der Schweiz kurzzeitig stark ansteigen lassen. Nach einer kurzen Beruhigung sind in einer zweiten Phase ab Samstagmittag bis Sonntagabend wiederum markante Anstiege möglich, insbesondere im Tessin, in Graubünden und in der Ostschweiz.

Die weiterhin erhöhten Ausflüsse aus den Alpenrandseen werden in Kombination mit den vorhergesagten Niederschlägen dazu führen, dass die grösseren Flüsse unterhalb der Seen anhaltend hohe Abflusswerte aufweisen. Die bestehenden Warnungen werden deshalb verlängert.

Die sinkende Tendenz der Wasserstände an den Jurarandseen kann aufgrund von erhöhten Zuflüssen am Wochenende zwischenzeitlich stagnieren. Falls der Ausfluss aus dem Bielersee gedrosselt werden muss, beispielsweise aufgrund hoher Abflüsse der Emme, ist auch ein kurzzeitiger Wiederanstieg des Seepegels möglich. Beim Bodensee wird ab Sonntag ein erneuter Anstieg des Wasserstandes erwartet. Der Pegel des Lago di Lugano wird am Wochenende weiter steigen und voraussichtlich am Sonntag die Gefahrenstufe 2 erreichen.

Weitere Informationen

Das BAFU hat einen Bericht zum Hochwasser im Juli 2021 veröffentlicht. Dieser ist online abrufbar unter Hochwasser Juli 2021 (BAFU-Webdossier)  

Station Gefahrenstufe Maximum Zeitpunkt Maximum
Lago di Lugano - Melide 2 270.90 - 271 m ü. M. 01.08.21, 12 Uhr - 02.08.21, 12 Uhr

Massenbewegungen  (Stand: 30.07.2021, 11:39 Uhr)

Aktuelle Situation

Trotz der Wetterberuhigung der letzten Stunden bleibt die Bodensättigung aufgrund der vorangegangenen starken Niederschläge lokal sehr hoch. Letztere haben in mehreren Gebieten zu Rutschungen und Hangmuren geführt.

Prognose

Es werden heftige Gewitter und Niederschläge mit lokalem Starkregen erwartet. Diese Bedingungen können in den betroffenen Regionen erneut spontane und lokale Rutschungen und Hangmuren auslösen.