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Gefahrenstufen Lawinen

Lawinen sind eine der grössten Naturgefahren im Alpenraum. Lawinen können Häuser, Siedlungen und Verkehrswege aber auch Wintersporttreibende betreffen.

Lawinen sind abrutschende oder abstürzende Schneemassen. Sie entstehen durch Instabilitäten in der Schneedecke. Lawinen gehen meist im steilen Gelände ab. Intensiver Schneefall, starker Wind oder ein markanter Temperaturanstieg begünstigen die Entstehung von Lawinen. Lawinen können spontan (d. h. ohne menschliche Einwirkung) abgehen oder von Personen ausgelöst werden. 90 Prozent aller Lawinenopfer haben ihre Lawine selbst ausgelöst. In Siedlungen und auf Verkehrswegen sorgen die lokalen Behörden für die Sicherheit der Bevölkerung. Wintersporttreibende, die sich abseits geöffneter Pisten, Loipen, Winterwanderwege oder Ähnlichem bewegen, sind selbst für ihre Sicherheit verantwortlich.

Gefahrenstufe 1 (geringe Gefahr)

Merkmale

Allgemein günstige Lawinensituation

Es sind keine Alarmzeichen feststellbar. Lawinen können nur vereinzelt, vor allem an extrem steilen Hängen ausgelöst werden.

Empfehlungen für Personen ausserhalb gesicherter Gebiete

Extrem steile Hänge einzeln befahren und Absturzgefahr beachten.

Auswirkungen und Empfehlungen für Verkehrswege und Siedlungen

Keine Gefährdung

Gefahrenstufe 2 (mässige Gefahr)

Merkmale

Mehrheitlich günstige Lawinensituation

Alarmzeichen können vereinzelt auftreten. Lawinen können vor allem an sehr steilen Hängen der im Lawinenbulletin angegebenen Expositionen und Höhenlagen ausgelöst werden. Grössere spontane Lawinen sind nicht zu erwarten.

Empfehlungen für Personen ausserhalb gesicherter Gebiete

Vorsichtige Routenwahl, vor allem an Hängen der im Lawinenbulletin angegebenen Expositionen und Höhenlagen. Sehr steile Hänge einzeln befahren. Besondere Vorsicht bei ungünstigem Schneedeckenaufbau (Altschneeproblem).

Auswirkungen und Empfehlungen für Verkehrswege und Siedlungen

Kaum Gefährdung

Gefahrenstufe 3 (erhebliche Gefahr)

Merkmale

Kritische Lawinensituation

Wummgeräusche und Risse sind typisch. Lawinen können vor allem an Steilhängen der im Lawinenbulletin angegebenen Expositionen und Höhenlagen leicht ausgelöst werden. Spontane Lawinen und Fernauslösungen sind möglich.

Empfehlungen für Personen ausserhalb gesicherter Gebiete

Für Wintersportler kritischste Situation! Optimale Routenwahl und Anwendung von risikomindernden Massnahmen sind nötig. Sehr steile Hänge der im Lawinenbulletin angegebenen Expositionen und Höhenlagen meiden. Unerfahrenen wird empfohlen, auf den geöffneten Abfahrten und Routen zu bleiben.

Auswirkungen und Empfehlungen für Verkehrswege und Siedlungen

In einzelnen Fällen können exponierte Objekte (meist Abschnitte von Verkehrswegen) gefährdet sein. Dort ist das Ergreifen von Sicherheitsmassnahmen zu prüfen.

Gefahrenstufe 4 (grosse Gefahr)

Merkmale

Sehr kritische Lawinensituation

Spontane und oft auch sehr grosse Lawinen sind wahrscheinlich. An vielen Steilhängen können Lawinen leicht ausgelöst werden. Fernauslösungen sind typisch. Wummgeräusche und Risse sind häufig.

Empfehlungen für Personen ausserhalb gesicherter Gebiete

Sich auf mässig steiles Gelände beschränken. Auslaufbereiche grosser Lawinen beachten. Unerfahrene bleiben auf den geöffneten Abfahrten und Routen.

Auswirkungen und Empfehlungen für Verkehrswege und Siedlungen

Lawinen können vor allem in den bekannten Lawinenzügen weit vorstossen. Exponierte Objekte (meist Abschnitte von Verkehrswegen, vereinzelt auch Gebäude) können gefährdet sein. Das Ergreifen von Sicherheitsmassnahmen ist zu prüfen.

Gefahrenstufe 5 (sehr grosse Gefahr)

Merkmale

Ausserordentliche Lawinensituation

Viele sehr grosse und extrem grosse spontane Lawinen sind zu erwarten. Diese können Strassen und Siedlungen in Tallagen erreichen.

Empfehlungen für Personen ausserhalb gesicherter Gebiete

Verzicht auf Schneesport abseits geöffneter Abfahrten und Routen empfohlen. Sperrungen beachten.

Auswirkungen und Empfehlungen für Verkehrswege und Siedlungen

Lawinen können auch ausserhalb der bekannten Lawinenzüge weit vorstossen. Verkehrswege und Siedlungen können akut gefährdet sein. Umfangreiche Sicherheitsmassnahmen sind meist nötig.

Zwischenstufen

Bei Gefahr trockener Lawinen unterteilt das SLF ab Stufe 2 (mässig) die Europäischen Gefahrenstufen mit Zwischenstufen. Diese geben an, ob die Gefahr eher im unteren Bereich (-), etwa in der Mitte (=) oder im oberen Bereich der Gefahrenstufe (+) eingeschätzt wird.

Zusatzinformationen und Definitionen

  • Geländeteile, wo die Gefahr besonders ausgeprägt ist, werden im Lawinenbulletin normalerweise näher beschrieben (z.B. Höhenlage, Exposition, Geländeform usw.).
  • Hangneigungen:
    • extremes Steilgelände: besonders ungünstig z.B. bezüglich Neigung, Geländeform, Kammnähe oder Bodenbeschaffenheit
    • extrem steil: steiler als 40°
    • sehr steil: steiler als 35°
    • steil: steiler als 30°
    • mässig steil: flacher als 30 Grad
  • Zusatzbelastung (künstliche Auslösung):
    • gross (z.B. Skifahrergruppe ohne Abstände, Pistenfahrzeug, Lawinensprengung)
    • gering (z.B. einzelner Skifahrer, Snowboarder oder Schneeschuhgeher)
  • spontan: ohne menschliches Dazutun
  • Lawinengrössen siehe: https://www.slf.ch/de/lawinenbulletin-und-schneesituation/wissen-zum-lawinenbulletin/lawinengroesse.html
  • Exposition: Himmelsrichtung, in die ein Hang abfällt
  • Abfahrten: Markierte Pisten und Abfahrtsrouten
  • Routen: Markierte Schneeschuhrouten und Winterwanderwege
  • Erfahrung: Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr bedeutet: Fähigkeit, Fremdinformationen (z.B. das Lawinenbulletin) und eigene Beobachtungen zur Lawinengefahr einzuholen, richtig zu interpretieren und sich der Lawinensituation entsprechend zu verhalten.
  • Alarmzeichen (Frische Lawinen, Wummgeräusche, Risse) siehe: https://www.whiterisk.ch/de/explore#u=05-02-05-01
  • Kritische Neuschneemenge siehe: https://www.whiterisk.ch/de/explore#u=01-05
  • exponiert: besonders der Gefahr ausgesetzt (z.B. Strassenabschnitt im Steilgelände, der bereits von mittleren Lawinen erreicht wird)